Ausflug nach Starý Plzenec

Bei bestem Ausflugswetter starteten 21 Mitglieder des Kulturvereins Über d`Grenz am Grenzbahnhof in Eisenstein zu einer Exkursion nach Starý Plzenez und Radyně. Der Nebel vom Grenzkamm lichtete sich nach Klatovy und kurz vor Pilsen grüßte schon die Burg Radyně vom gleichnamigen Hügel. Aber zuerst ging es zur Sektkellerei Bohemia, wo die Teilnehmer eine höchst interessante Führung durch die Kellereien in die Welt der Sektherstellung erwartete. Bohemia Sekt wurde 1945 gegründet, auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei in Starý Plzenec, heute ein Vorort von Pilsen, es war der Vorläufer der Stadt Pilsen. Die ehemaligen Brauereikeller eigneten sich bestens für die Sektherstellung, die die kühlen konstanten Temperaturen von etwa 12 Grad braucht. Der Grundwein für die Sektherstellung stammt von ca 600 ha eigenen Weinbergen in Mähren (Habánske sklepy in Velké Bilovice ,Vino Mikulov, Chateau Bzenec und die Weinkellerei Pavlov ). Der von den Weinbergen weit entfernte Standort war dennoch günstig, wurde doch der meiste Sekt anfangs nach Prag und nach Karlsbad geliefert. Auch der Bahnanschluss war günstig, es führte eine direkte Leitung aus Glasrohren vom Bahnhof in die Kellerei. Heute wird der Wein allerdings mit LKWs angeliefert.

Zu Beginn der Führung sah man historische Flaschen der ersten Sektproduktion von 1945, die Black Widow, die absichtlich zurückgehalten wurden, damit sie nicht in die Hände der Nazibesatzer fielen. Der erste Sektanstoß war den amerikanischen Soldaten vorbehalten, die 1945 Pilsen befreiten. Dabei wurden alle 37000 Flaschen ausgetrunken. Der zweite, im selben Jahr hergestellte Sekt trug den Namen Chateau Radyně, er wird bis heute hergestellt. 1970 wurde die erste Flasche Bohemia Sekt hergestellt. 1999 wurde Bohemia 2000 (zur Feier der Jahrtausendwende) kreiert, umbenannt in Bohemia Prestige wird er bis heute in 5 Varianten hergestellt. Nun ging es in die Kellerräume, wo man die einzelnen Schritte der klassischen Sekterzeugung nach der sogenannten „Methode Champagnoise“, also mit Flaschengärung, verfolgen konnte. Beeindruckend, dass das Rütteln nicht mehr von Hand erfolgt, sondern in riesigen Metallkästen mit 400 Flaschen, in denen die Flaschen im richtigen Neigungswinkel zur richtigen Zeit gedreht werden. Insgesamt lagern die Bohemia-Sekte mindestens 12 Monate auf der Hefe. Dann wird, nach entsprechender Lagerung, in einem modernen Verfahren die Gärhefe entfernt und am Schluss die Flaschen verkorkt.
Der größere Teil der Produktion wird allerdings nach der Methode Charmat erzeugt. Dabei erfolgt die Gärung in großen Stahltanks. Dadurch verkürzt sich auch die Herstellungszeit. Nach abgeschlossener Gärung bleibt aber der Wein noch mindestens 3 Monate auf der Hefe, Diese wird dann durch Filtration entfernt und schließlich noch die sog. Dosage beigefügt, die die Geschmacksrichtung des Sekts bestimmt (brut, demisec, sec usw). Dann wird der fertige Sekt in Flaschen in der Abfüllhalle gefüllt. Besonders beeindruckend war der riesige Cuvee Tank, in dem die Grundweine gelagert werden. Er fasst ein Million Liter.

Nach diesen Eindrücken war natürlich eine Verkostung angesagt, dabei auch ein Sekt aus der klassischen Erzeugung und das neueste Produkt „Bohemia Ice pink“. Danach wurden einige Kartons in den Kofferraum des Busses gebracht, trotz einiger rollender Flaschen landeten alle unversehrt in Eisenstein. Nach einem stärkenden Mittagessen ging es dann durch den frisch grünen Wald auf den Hügel Radyně mit der gleichnamigen Burg, ursprünglich Karlskrone genannt. Sie wurde zusammen mit der Karlsburg bei Bergreichenstein von Karl IV gegründet. Es war auch der gleiche Baumeister am Werk, man merkt es an der sehr ähnlichen Bauweise .1361 waren beide Burgen fertiggestellt. Mit dem Aufstieg der neu gegründeten Stadt Pilsen verlor die Burg jedoch an Bedeutung. Wunderschön war der Ausblick vom Burgturm auf die frühlingshafte Landschaft. Nach einem herzlichen Dank an unsere tolle Führerin Eva ging es wieder durch den schönen Böhmerwald nach hause.

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