Böhmerwald - Umwelt des Menschen Nov. 2024
Seminar zum Thema Natur- und Waldschutz
Železná Ruda - Unter dem Titel „Böhmerwald - Umwelt des Menschen“ fand kürzlich im Touristischen Informationszentrum in Železná Ruda ein Seminar zum Thema Natur- und Waldschutz im Böhmerwald statt. Die Veranstaltung wurde von dem tschechischen Verein Offener Böhmerwald in Zusammenarbeit mit drei weiteren gemeinnützigen Organisationen organisiert: ENKI o.p.s. aus Třeboň, Bewegung Život (Leben) e.V. aus Pilsen und dem Kulturverein Über d' Grenz e.V. aus Zwiesel.
Das Seminar richtete sich an Vertreter der Gemeinden, der Forstverwaltung, Bewohner der Region und Freunde des Böhmerwaldes. Unter den Teilnehmern waren Experten aus den Bereichen Waldschutz, Klimatologie, Wasserkreislauf, Landschaftsökologie und Bodenschutz. Hauptthemen waren die Bewertung des aktuellen Zustands der Wälder im Böhmerwald, der Einfluss der Vegetationsdecke auf den Klimawandel und die Dynamik der Borkenkäferentwicklung.
Abwechslungsreiches Programm mit Fachbeiträgen
Eröffnet wurde das Seminar von den Vertretern der Bürgerinitiativen Ing. V.A. Mazín P.h.d. und Ivan Falta, die ihre Vereine kurz vorstellten. V.A. Mazín ging dann auf die Geschichte und Gegenwart des Königlichen Waldes ein. Doz. RNDr. Jan Pokorný, CSc. von der ENKI o.p.s. stellte die Ergebnisse der Waldkonferenz in München und der Exkursion nach Javor vor. In seinem anschließenden Vortrag betonte er die „Rolle des Waldes im Wasserkreislauf“. Die Nachmittagssitzung wurde von Martin Klewar, Život z.s., eröffnet, der die Dynamik der Borkenkäferentwicklung im Böhmerwald in den letzten 30 Jahren anhand eines Langzeitmonitorings darstellte.
Auf jeden Vortrag folgte eine lebhafte Diskussion mit Vertretern der Gemeinden, Wissenschaftlern und Praktikern aus der Forst- und Wasserwirtschaft. Das abschließende Resümee zog der Vorsitzende des Vereins Offener Böhmerwald, Herr Ing. Arch. Pavel Mařík.
Vergleich mit Bayern und Blick in die Zukunft
Das Seminar bot die Gelegenheit, den Zustand der Wälder im Böhmerwald mit dem im Bayerischen Wald zu vergleichen, wo ebenfalls ein langfristiges Eingriffsverbot gilt. Die Ergebnisse über den Gesamtzustand der Wälder fielen jedoch nach Meinung der Forstexperten nicht positiv aus, das Hauptproblem sei die Überpopulation des Borkenkäfers. Die Mitglieder des Vereins Offener Böhmerwald haben diese Veränderungen, die sich in vielen Fällen zum Schlechteren wenden, mit Hilfe von Luftaufnahmen und Fotodokumentationen vom Boden aus im Künischen Gebirge und im Schutzgebiet des Nationalen Naturparks Schwarzer See und Teufelssee dokumentiert.
Weniger Interesse auf bayerischer Seite
Die Organisatoren stellten ein größeres Interesse der tschechischen Öffentlichkeit und der lokalen Behörden am Thema fest, während das Interesse von bayerischer Seite eher gering war. Die Organisatoren führen dies auf die seit langem andauernde Kontroverse um das Thema Naturschutz zurück, die oft mit extremen Positionen einzelner Naturschutzgruppen einhergeht. Außerdem gebe es zu wenig Möglichkeiten für wissenschaftliche Organisationen, ihre Forschungen und Vorschläge fachlich zu diskutieren. Diese könnten jedoch einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Entwicklung des "Grünen Dachs Europas" leisten.
Das Seminar verdeutlichte die Notwendigkeit eines effektiven und ausgewogenen Naturschutzansatzes, der sowohl die ökologischen als auch die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte dieser einzigartigen Region berücksichtigt.
- V.A. Mazín
Fotos: Archiv Offener Böhmerwald